Der schwarze Holunder wurde zur Heilpflanze des Jahres 2024 gekührt. Kein Wunder, bei seiner Vielfalt an Anwendungsgebieten, denn seine weißen Blüten und blauen Beeren schmecken nicht nur gut, sondern besitzen auch eine ausgeprägte Heilwirkung.
Holunder und Frau Holle
Ganz viele Menschen nennen den schwarzen Holunder (Sambucus nigra) auch einfach Holler. Er soll aufgrund seiner weißen Farbe auch Namensgeber von Frau Holle, dem Märchen der Gebrüder Grimm sein. Die Kelten verehrten ihn als heiligen Baum, denn in ihm soll die Muttergöttin Hulda/Holla wohnen. Außerdem ist er ein Symbol für Fruchbarkeit. Früher wie heute gilt er als Schutzstrauch für Heim & Hof und soll die Bewohner des Hauses schützen.
Das Umschneiden eines Holler Strauches wird mit Unheil & Sünde assoziiert. Früher zog man sogar den Hut vor dem Holunder, so mächtig war sein Ruf. Schon bei den Hyppokratikern war der Holunder als gynäkologisches Heilmittel bekannt und die Germanen verwendeten ihn zur Geburtserleichterung. Heutzutage ist er vor allem als Erkältungskraut bekannt, wird aber meist nur Aufgrund seines Geschmacks verwendet. Als Frauenheilpflanze geriet er leider mehr und mehr in Vergessenheit. Mit seinen reinigenden Kräften unterstützt er vor allem nach der Geburt, im Wechsel und bei ausbleibender Regelblutung. So soll er auch Übergänge in neue Lebensphasen begleiten und erleichtern.
Weil man sich an die überaus guten Dienste des Holunderbaumes, dieses treuen und früher so geachteten Hausfreundes, nicht mehr erinnerte, deshalb hat man ihn vielfach verworfen. Daß der alte Freund wieder zu neuem Ansehen kommen möchte! (Sebastian Kneipp in “Meine Wasserkur”)
Die Heilwirkung der Holunderblüten
Man kann die Blüten des Holunders zur Zubereitung des wohlschmeckenden Sirups verwenden, doch der Holunder ist eigentlich eine altbewährte Heilpflanze.
Seine Blüten wirken nämlich bei Erkältungskrankheiten stärkend auf das Immunsystem und entgiftend über den Schweiß. Häufig wird Holunder als Teezutat einer sogenannten “Schwitzkur” verwendet. Hierfür trinkt man eine Tasse Holunder-Blüten-Tee während man in warmem Badewasser sitzt und geht danach direkt ins warme Bett, um den Körper duch das Schwitzen zu entgiften. Bei Fieber sollte man diese Maßnahme jedoch nicht mehr anwenden. Alternativ kann man über den Tag verteilt einen halben Liter Holunderblütentee trinken. Dieser kann auch bei rheumatischen Beschwerden nach Absprache mit dem Arzt unterstützend zur Behandlung kurweise getrunken werden (3 Tassen am Tag / 3 Wochen lang).
Die Blüten finden außerdem Verwendung beim Yoni Steaming, in Essigauszügen, Tinkturen und Oxymels. In den Blüten kommen vor allem Flavonoide, Schleimstoffe, Gerbstoffe und ätherische Öle vor. Durch diese Inhaltstoffe wirkt Holunder adstringierend, schweißtreibend, fiebersenkend, abwehrsteigernd, entgiftend, schleimlösend und schleimhautberuhigend.
Auch die Holunderblüte reinigt, daran zweifelt niemand; und es wäre gut, wenn in jeder Hausapotheke eine Schachtel gedörrter Blüten aufbewahrt würde. (Sebastian Kneipp in “Meine Wasserkur”)
Die Heilwirkung der Holunderbeeren
Aus den weißen Blüten entwickeln sich im Laufe des Jahres schwarze Beeren. Roh sind sie aufgrund des Blausäure-Glycosids Sambunigrin leicht giftig, was zu Erbrechen & Durchfall führen kann – durch das Erhitzen bei 80 Grad Celsius für wenige Minuten werden die Giftstoffe unschädlich gemacht. Sind die Giftstoffe einmal beseitigt, kann der Holunder sein heilsames Potential entfalten: Die Beeren enthalten unter anderem Mineralstoffe wie Eisen, Magnesium, Kalium, Calcium, Phosphor und Zink sowie Vitamin A, E und C. Mit über 18 mg Vitamin C pro 100 g kann man die Holunderbeeren als echte Vitamin C Bomben bezeichnen. Außerdem sind die Beeren reich an Flavonoiden, ätherischen Ölen und Bitterstoffen.
Rote Beeren sollte man vor der Verwendung herauszupfen.
Zu den Flavonoiden zählt auch der Farbstoff der Holunderbeere, welcher antioxidativ wirkt und als Schutz vor freien Radikalen dient. Die Beeren wirken ebenso wie die Blüten antiviral und werden in der Volksheilkunde bei leichten Erkältungskrankheiten eingesetzt – meist als Saft, den man kaufen oder selbst zubereiten kann. Zusammen mit Wasser werden die Beeren dafür 15 Minuten lang bei 80 Grad Celsius gekocht & danach abgeseit/gepresst. Oder man presst die Beeren roh und erhitzt den Saft danach für einige Minuten auf 80 Grad Celsius. Darüber hinaus wirken die Beeren auch antimykotisch und antibakteriell. Wissenschaftler fanden heraus, dass die enthaltenen N-Phenylpropanoyl-L-Aminosaureamide das Anhaften von Heliobacter pylori (Der zu Entzündungen der Magenschleimhaut führen kann) an die Schleimhäute hemmen.
Botanische Merkmale
Der Holunder kann bis zu 7m hoch werden und trägt seine Blüten zwischen Mai und Juli sowie Beeren ab September. Insgesamt gibt es zwischen 30 bis 40 verschiedene Arten. Bei mir durfte im Garten die Sorte “Black Lace” einziehen, die rosé farbene Blüten und schwarze Blätter hat. Am bekanntesten ist jedoch der Schwarze Holunder, welcher auch wild zu finden ist.
Seine Blüten trägt der Strauß an sogenannten “Schirmrispen”. Die gr0ßen Blüten setzen sich aus unzähligen kleinen Einzelblüten zusammen. Verwechselt werden kann er mit anderen weiß-blühenden Sträuchern (vor allem dem giftigen Zwergholunder!), außerdem können die Beeren mit ähnlich aussehenden aber hochgiftigen Beeren wie den Beeren des Zwergholunders verwechselt werden. Die Früchte hängen beim echten, schwarzen Holunder immer nach unten (beim Zwergholunder stehen sie nach oben). Die Blüten haben einen typischen Duft – jeder weiß, wie Holunderblütensirup riecht und genau so müssen auch die Blüten duften. Mit zunehmenem Alter verholzt der Holunderstrauch. Häufig findet man ihn an Wald- und Straßenrändern, beziehungsweise auf alten Höfen.
Holunderblüten richtig sammeln
Wie immer eignet sich ein trockener, sonniger Vormittag am Besten zum Sammeln der Heilpflanze. Verwendet werden nur die Blüten bzw. im Herbst die Beeren. Waschen sollte man die Holunderblüten vor dem weiterverarbeiten lieber nicht, ausschütteln ist jedoch in Ordnung. Das Aroma steckt vor allem im Blütenstaub, den man herunterwaschen würde – deshalb auch nur an trockenen Tagen und nicht nach Regen sammeln. Man muss darauf achten, dass die Blüten frei von Läusen und Käfern sind. Pro Strauch sollte man immer nur so viel abschneiden, dass es die Pflanze nicht am Wachstum hindert und noch andere Menschen bzw. Tiere davon profitieren können.
Rosen – Holdunder – Oxymel
Eines meiner absoluten Lieblingsrezepte ist Rosen-Holunder-Oxymel. Zur Zubereitung brauchst du:
- Einmachglas
- Ein Stück Backpapier
- Frische Wildrosenblüten
- Frische Holunderblüten
- Honig & Apfelessig
- Fülle das Einmachglas zu 1/3 mit Honig.
- Befülle ein weiteres Drittel mit Apfelessig und rühre gut um, sodass sich der Essig mit dem Honig vollständig vermsicht.
- Fülle das Glas dann mit frischen Wildrosen- und Holunderblüten auf.
- Nochmals gut umrühren.
- Leg dann das Backpapier zwischen Glas und Deckel (schützt vor dem Oxidieren des Deckels durch den Essig) und verschließe das Glas gut.
- Lass dein Oxymel 4 Wochen ziehen und schüttele das Glas täglich.
- Abseihen und ca. 1 EL in 200ml Wasser oder im Drink oder Tee genießen.
Holunderessig
Ebenso lässt sich aus den Blüten wunderbarer, nach Sommer duftender, Blütenessig herstellen. Dazu einfach Holunderblüten (nach Belieben gemeinsam mit Wildrosenblüten) locker in ein Einmachglas füllen und dann mit Weißweinessig auffüllen. Ca. 4 Wochen ziehen lassen, dann abseihen & in der Küche verwenden.
Ich wünsche Euch viel Spaß beim Sammeln! Nehmt immer nur das, was ihr wirklich zu 100% identifizieren könnt. Der Einsatz als Phytotherapeutikum geschieht immer auf eigene Gefahr!
Quellen / Zum Weiterlesen:
- natur & heilen Mai 5/2024
- Praxishandbuch Frauenkräuter, Margret Madejsky, at Verlag
- Meine Wasserkur, Sebastian Kneipp