Zyklisch leben im modernen Alltag

Wie können wir in einer so männlich geprägten, anti-zyklischen Welt nach unserem ganz eigenen Rhythmus, zyklisch leben?

 

Moderner Alltag vs. ureigener Rhythmus

Wieso leben so viele Frauen abgeschnitten von ihrem eigenen, zyklischen Rhythmus? Wieso fühlen sich so viele Frauen nicht verbunden mit ihrer Weiblichkeit? Und wie können wir wieder lernen, zyklisch zu leben? Vor kurzem habe ich auf Instagram ein Video gepostet, musikalisch untermalt mit “Hi, it´s me, I´m the problem, it´s me” – Bezogen auf die männlich geprägte Welt. Denn ich glaube, dass unsere Welt in vielen Bereichen nicht auf die zyklischen Bedürfnisse von Frauen ausgerichtet ist.
Auch wenn sich durch die Aufklärungsarbeit und das Engagement vieler Frauen schon einiges ändert, wird dieser Wandel noch Zeit in Anspruch nehmen. Bis dahin müssen wir versuchen, uns auch in dieser männlich geprägten Welt Raum für unseren Zyklus einzuräumen. Denn oft sind es die kleinen Momente und Rituale, die einen großen Unterschied ausmachen, das merke ich täglich durch das Feedback meiner Klientinnen in der Zyklusberatung. Der moderne Alltag ist auf den 24h Rhythmus geprägt. Die meisten Menschen arbeiten tagsüber, legen sich nachts zur Ruh und selbst ein unproduktives Nachmittagstief ist gesellschaftlich akzeptiert. Der 28-Tage Rhythmus hingegen ist fast überhaupt nicht in der Gesellschaft präsent. Diskussionen über Periodenurlaub lösen Empörung aus und viele wissen nicht einmal, dass Frauen eben nicht jeden Zyklustag gleich produktiv/kreativ/energetisch sind.

 

Für den eigenen Rhythmus einstehen

Wie können wir also in dieser Welt für unseren Zyklus einstehen? Zum einen indem wir überhaupt offen darüber reden, dass wir zyklische Wesen sind und andere Bedürfnisse haben. Zum Beispiel mit dem/r Partner*in beim Thema Sex. Bei Frauen hängt die Libido oft mit der Zyklusphase zusammen – die meist am höchsten während dem Eisprungs ist. Auch kann man den/die Partner*in zur Zyklustracking-App hinzufügen und ihn/sie über die aktuelle Zyklusphase informieren.

In der Partnerschaft, Familie oder im Freundeskreis fällt dies oft noch leicht. Im Beruf sieht es bei den meisten anders aus. Aber letztendlich muss dieses Thema auch dort ankommen, damit Veränderung möglich ist. Ich habe natürlich ein großes Privileg, selbstständig zu arbeiten und meine Arbeit so gut wie möglich nach meinem Zyklus zu richten. Doch das klappt auch bei mir nicht immer. Ich denke das Ziel muss auch garnicht sein, dass man z.B. während der Menstruation gar nicht arbeitet.
Kleiner Einschub: Wenn man Endometriose oder einfach generell starke Menstruationsschmerzen hat darf/sollte man sich natürlich krankschreiben lassen.
Ansonsten ist es aber so, dass sich die Arbeit durch kleine Tricks um einiges leichter gestalten lässt.
Zum Beispiel durch:

  • Homeoffice während der Periode
  • Wärmflasche/Wärmepflaster auf der Arbeit
  • Stressige Projekte wenn möglich auf die erste Zyklushälfte legen
  • Die Möglichkeit, während der Periode weniger Stunden zu arbeiten oder später anzufangen

Ich weiß, nicht alles davon ist in allen Berufen umsetzbar! Doch wenn es dein Beruf grundsätzlich zulässt, könntest du im Gespräch mit der Geschäftsführung dieses Thema auf den Tisch bringen.
In meiner letzten Festanstellung habe ich von Anfang an gesagt, dass ich Endometriose habe, war oft im Homeoffice während meiner Tage und meine Wärmflasche war auch in der Arbeit an meiner Seite.
Es war kein Tabu-Thema und dafür war ich sehr dankbar. Diese Offenheit erfordert aber auch ein gutes Vertrauensverhältnis und ich weiß, dass dies einfach oft nicht gegeben ist.

 

Tipps für ein zyklisches Leben

 

Zyklisch leben – mit Ritualen

In unserem Privatleben können wir zum Glück selbst entscheiden, wie präsent unser Zyklus ist. Das fängt zum Beispiel damit an, ob wir uns darüber bewusst sind, in welcher Zyklusphase wir uns gerade befinden. Dabei hilft es, den Zyklus zumindest grundsätzlich zu tracken, sodass man weiß, wie lange der Zyklus ist, wie lange die Peride ist und welcher Zyklustag heute ist. Weitergehend kann man auch über die Messung der Basaltemperatur und über die Beobachtung des Zervix-Schleims mehr über den eigenen Zyklus herausfinden. Je mehr wir wissen, desto mehr können wir nach unserem zyklischen Rhythmus leben.

 

Sport

Der beste Zeitpunkt für Ausdauer- und Kraft sport ist nach der Menstruation – während der Follikelphase – bis einige Tage nach unserem Eisprung. In der Lutealphase hingegen fühlen sich die meisten Frauen mit sanfteren Bewegungen wie Spazieren gehen oder Yoga wohler. Während der Menstruation hilft Sport einigen Frauen gegen Schmerzen, andere können nicht mal an Sport denken – beides ist völlig ok.

 

Ernährung

In der Zyklusberatung beschäftigen wir uns besonders intensiv damit, wie wir die jeweiligen Zyklusphasen durch die richtige Auswahl an Lebensmitteln unterstützen können. Viele Frauen wissen beispielsweise auch nicht, dass der Körper kurz vor und während der Periode 300kcal mehr Energie benötigt. Diese sollte man am besten durch gesunde Kohlenhydrate zuführen – denn kommt es zum Energiedefizit reagiert der Körper mit Heißhunger. Während der Menstruation liegt der Fokus auf Blutneutbildung & Wohlbefinden, wichtig sind dann die Nährstoffe Eisen, Zink, B-Vitamine, Magnesium. Während der Lutealphase liegt der Fokus auf Östrogen-Balance und dem Eisprung. Ballaststoffe, Vitamin C, Folsäure, probiotische Lebensmittel und Eiweiß sind jetzt wichtig. In der Lutealphase kann man die Progesteronbildung und Östrogen-Progesteron Balance durch Magnesium, B-Vitamine, Zink, Selen, Vitamin C, E, Kreuzblütler und vollwertige Kohlenhydrate unterstützen. Was genau man an der eigenen Ernährung anpassen und zyklusfreundlich optimieren kann, ist natürlich sehr individuell, weshalb ich die 1:1 Zyklusberatung anbiete.

 

Kräuter

Auch mit Kräutern lässt sich der eigene Zyklus unterstützen, z.B. in dem man Kräutertees passend zur Zyklusphase trinkt. Auch hier orientiert sich die Auswahl an den persönlichen Bedürfnissen. Um einige Beispiele zu nennen, profitieren viele Frauen während der Menstruation an (natürlich eisenhaltigem) Brennnesseltee und entkrampfenden Kräutern wie Schafgarbe. Frauenmantel und Himbeerblätter eignen sich gleichermaßen, um die natürliche Zyklusbalance zu unterstützen. Birkenblätter können bei Wassereinlagerungen in der 2. Zyklushälfte entwässernd wirken und Melisse die Nerven beruhigen.

 

Rituale

Durch bewusste und regelmäßige Rituale können wir uns wieder bewusst mit unserer Weiblichkeit verbinden und lernen, zyklisch zu leben. Einige Beispiele, die ich gerne empfehle sind:

  • Selbstmassage
  • Yoni-Eggs
  • Aromatherapie
  • Yoni-Steaming
  • Seed-Cycling
  • Yin Yoga
  • Intuitiver Tanz
  • Raum für Kreativität

 

Zyklisch leben – Wohlfühlzyklus erleben

Viele Frauen hassen ihren Zyklus, oft weil er manchmal durchaus negative “Begleiterscheinungen” wie PMS oder Periodenschmerzen mit sich bringt. Ich weiß selbst durch meine eigene Erfahrung mit Endometriose zu gut, wie es ist, wenn man das Gefühl hat, dass der eigene Körper “gegen einen arbeitet” und daraus schon fasst Hass gegen den eigenen Zyklus und den eigenen Körper entsteht. Doch wenn wir aufhören, gegen unseren Zyklus zu leben und stattdessen beginnen, uns wieder voll und ganz auf unsere weibliche, zyklische Natur einzulassen, kann sich Frau sein wieder gut anfühlen. Wir fühlen uns wieder verbunden mit unserem Körper und lernen, unseren Zyklus zu lieben & vor allem unsere Periode wieder wertzuschätzen als
5. Vitalzeichen und monatliche Selbstreinigung des Körpers.

 

 

Zyklisch leben lernen in der Zyklusberatung

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