Fake oder Fell?

Jedes Jahr zur Winterzeit sind sie wieder zu sehen – Fellbommel an Mützen, Jacken mit Fellkragen oder Pelzmäntel. Teilweise erkennt man auf den ersten Blick, dass es sich um echten Pelz handelt. Aber der Bommel an der Mütze? Sicher, dass es sich um Kunstfell handelt, kann sich im Grunde kein Verbraucher sein.

 

Das Problem mit der Deklaration

Denn gekennzeichnet werden muss in Europa nur Kleidung, die zu mehr als 20 Prozent aus Textilfasern besteht mit dem Hinweis „Enthält nichttextile Teile tierischen Ursprungs“. „Ob es sich dabei um Fell, Horn oder Leder handelt, muss nicht angegeben werden“, kritisiert auch die Verbraucherschutzzentrale Baden-Württenberg. Lederjacken oder Pelzmäntel müssen dementsprechend überhaupt nicht gekennzeichnet werden.

Vor einigen Wochen hat mich ein Presse-Kit zur Kampagne #MeinStyleIstPelzfrei vom Deutschen Tierschutzbung erreicht und ich möchte euch heute genauer darüber informieren, worauf ihr beim Kauf achten könnt.

 

 

 

Pelztierfarmen in Deutschland

Inzwischen wird laut dem Deutschen Tierschutzbund über die Hälfte des gesamten Umsatzes mit Pelzwaren in Europa mit Accessoires oder Verbrämungen, also Pelzkrägen, erzielt. In Deutschland gibt es aktuell nur noch eine Nerzfarm in Nordrhein-Westfalen. Nach einer Gesetztesänderung im Jahr 2017 haben laut dem Deutschen Tierschutzbund die meisten Farmen in Deutschland aufgrund der höheren Tierschutz-Anforderungen geschlossen. In das Gesetzt ist auch ein grundsätzliches Verbot von Pelztierfarmen eingegliedert. Die Vorgaben wurden allerdings so formuliert, dass neue Pelztierfarmen in Deutschland aufgebaut werden könnten. Auf den Farmen werden die Tiere werden in Drahtkäfigen gehalten und leiden unter verletzten Pfoten und Verhaltensstörungen. In Deutschland ist nur eine Tötung durch Kohlenstoffmonoxid zulässig. Nach Angaben des Tierschutzbundes ersticken die Tiere bei dieser Tötungsmethode qualvoll und es dauert eine längere Zeit, bis die Tiere bewusstlos werden.

 

Billig = Fake Fur?

Umfragen zufolge ist die Mehrheit der Deutschen gegen echten Pelz. Bewusst kaufen ihn nur noch wenige. Eine vielzahl der Verbraucher setzt aber auf Webpelz, und geht davon aus, dass sich dieser durch einen günstigeren Preis auszeichnet.

Allerdings wird beispielsweise das Fell des Marderhundes in China so billig gehandelt, dass es sogar Webpelz unterbietet. Der Preis eines Produktes ist also kein eindeutiges Kriterium.
Hier einige Tipps, worauf man beim Kauf achten kann:

  • Echtes Fell kann man oft am stärkeren Glanz erkennen.
  • Beim Pusten in das Fell bewegen sich echte Haare leichter als Kunsthaare.
  • Außerdem kann der Untergrund ein Hinweis sein. Echtes Leder ist ein eindeutiges Indiz, dass es sich um Echtfell handelt.
  • Mit Produkten, die man schon zu Hause hat, kann man die Brennprobe durchführen. Dafür muss man ein paar Haare abzupfen und anzünden. Echtes Fell riecht nach verbranntem Horn. Kunsthaar nach Plastik und es bleibt ein Klumpen zurück.

Achtung: Die Hersteller machen einem die Unterscheidung nicht einfach. Häufig wird unter Webpelz echtes Fell gemischt, was die Einschätzung negativ beeinflusst. Auch die Tatsache, dass hochwertiger Webpelz immer echter aussieht, macht es tierlieben Kunden nicht leicht.

 

 

Forderungen

Um Verbrauchern solche Umstände zu ersparen fordert der Verbraucherschutzbund sowie der Deutsche Tierschutzbund eine eindeutige Kennzeichnungspflicht. Diese soll unabhängig vom Fellanteil greifen und Angaben über Tierart und geographische Herkunft enthalten. Außerdem soll die Kennzeichnung eine Angabe über die Haltungs- beziehungsweise Jagdart beinhalten.

Beiden Organisationen ist zudem wichtig, dass die Art des Tieres mit zoologischem sowie wissenschaftlichem Namen angegeben wird. Um den Verbraucher zu täuschen, verwendet die Fellindustrie häufig Codenamen für bestimmte Felle. Marderhund würde den Käufer eines Produkts zu sehr an Hunde erinnern, also werden Synonyme wie „Asiatic Raccoon“, „Chinesischer Waschbär“, „Tanuki“, „Enok“ oder „Murmansky“ verwendet. Kaninchenfelle verbergen sich oft hinter Begriffen wie „Kanin“, „Erminette“ oder „Chinchillette“.
Die komplette Liste der Namen könnt ihr unter diesem Link einsehen.

Noch häufiger kommt es allerdings vor, dass die Kennzeichnung komplett fehlt. So ergab eine Studie im Jahr 2016, dass bei der Hälfte der untersuchten Kleidungsstücke, eine notwendige Kennzeichnung fehlte.
Je billiger der Preis des Produktes, desto häufiger fehlte die Angabe.
Die Verbraucherschutzzentrale fordert deshalb seit Jahren eine verstärkte Marktüberwachung.

Wer auf Nummer Sicher gehen möchte, sollte laut dem Deutschen Tierschutzbund, besser komplett auf den Kauf von Webpelz verzichten, bis eine einheitliche und eindeutige Kennzeichnungspflicht von der Politik gegeben ist. Vorreiter ist hier die Schweiz, in der ein solches Gesetz schon seit 2013 in Kraft ist.

 

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